Stiftungen

Neben einer Jazzförderung durch die Öffentliche Hand und „Public-Private Sponsorship“ für Jazzfestivals gibt es hierzulande einige Stiftungen, die Jazzmusiker:innen und auch die Jazzszene selbst auf vielfältige Art und Weise finanziell unterstützen – von Stiftungsprofessuren über Preise und Wettbewerbe bis hin zur Gewährung einer Art von bedingungslosem Grundeinkommen für Musiker:innen. Auffällig ist, dass keine der großen wirtschaftsnahen Stiftungen wie die Ernst von Siemens Musikstiftung sich für Jazz und Improvisierte Musik engagieren. Im Folgenden werden einige „Best Practice“-Beispiele beschrieben.

Hamburg

In Hamburg hat die Dr. E.A. Langner Stiftung ihren Sitz, die 2004 vom Unternehmer Dr. Ernst A. Langner gegründet wurde. Ziel der Stiftung ist es, junge kultur- und musikinteressierte Menschen zu fördern. Die Dr. E.A. Langner Stiftung gibt in der Regel Anschubfinanzierungen für Projekte, in denen Jazz und Improvisierte Musik eine Rolle spielen. Bis 2015 hat diese Stiftung zum Beispiel eine „Jazz-Gesang Stiftungsprofessur“ an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg finanziert, die danach vom Hamburger Senat übernommen worden ist. Seit 2007 wird der durch die Dr. E.A. Langner Stiftung mit 10.000 Euro dotierte Hamburger Jazzpreis verliehen, um die Jazzszene in der Hansestadt nachhaltig zu fördern. Alle zwei Jahre wird ferner der mit Stiftungsgeldern finanzierte „Preis für deutschen Jazzjournalismus“ auf der Bremer Messe jazzahead! vergeben.

Seit 2023 gibt es die Concerto21 Stiftung. Ziel dieser Stiftung ist es, Talente aus Klassik und Jazz mit privaten Unterstützer:innen und versierten Mentor:innen zusammenzubringen und sowohl finanziell als auch konzeptionell zu fördern. Jährlich veranstaltet die Concerto21 Stiftung eine zweiwöchige Akademie mit Kursen zur Professionalisierung der ausgewählten Akademist:innen.

Nordrhein-Westfalen

Seit 1989 agiert die Kunststiftung NRW als „größte unabhängige Fördereinrichtung für Kunst und Kultur in Nordrhein-Westfalen“. Gefördert werden neben Literatur, Performing Arts und Visueller Kunst auch musikalische Projekte, darunter oftmals Jazz und Improvisierte Musik. Zusätzlich zu einem offenen Projektförderprogramm (Vergabe zweimal jährlich) werden Recherchestipendien und Residenzen vergeben. Die Verleihung des „Mauricio Kagel Musikpreises“ der Kunststiftung NRW ehrt international tätige Komponist:innen.

München

Seit September 2020 gibt es die Jazzstiftung München, die vom ehemaligen Vorstand eines Versicherungsunternehmens gegründet wurde. Laut Satzung ist es das Ziel der Stiftung, die treuhänderisch durch das Kulturreferat der Stadt München verwaltet wird, „die Förderung der Kunst und Kultur in München insbesondere auf dem Gebiet der Jazzmusik sowie die Beschaffung von Mitteln zur Förderung dieses Zweckes“. Erreicht wird das durch die „Gewährung von Zuschüssen an steuerbegünstigte Körperschaften oder juristische Personen des öffentlichen Rechts in München zur Förderung der Jazzmusik“, um „moderne, zeitgenössische, aber auch in Ausnahmen klassische Jazzmusik einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen.“ Ein dreiköpfiger Beirat entscheidet über die Projekte, die durch die Jazzstiftung München gefördert werden.

Schweiz/Deutschland

In der Schweiz sitzt die Árvore Stiftung, die nach eigener Aussage „keine Musikprojekte, sondern den Artist selbst“ fördert, durch Übernahme eines Teils der Lebenshaltungskosten, um „so Freiraum [zu] schaffen für mehr Kreativität.“ Seit 2015 überweist die Stiftung über einen Zeitraum von vier Jahren monatlich 1.200 Euro an Jazzmusiker:innen in der Schweiz und in Deutschland als Lebenskostenbeitrag. Namhafte Musiker:innen auch aus dem deutschsprachigen Raum, vor allem aus Berlin und Köln, sind seitdem in den Genuss dieser bedingungslosen Geldzuweisung gekommen.